Immer wieder VeloSolex


In den frühen 1970er Jahren war das VeloSoleX mein erstes motorisiertes Fahrzeug - und damals weit mehr als das: ein finanzierbares Stück Freiheit und Ausdruck meiner Weltanschauung, passend zu langen Haaren und Jeans!
Nach dem Abi gings mit dem VeloSolex nach Paris (wohin sonst!?) und seitdem hat mich dieses liebenswerte kleine Fahrzeug nie mehr losgelassen. Zum reinen Spaß am Fahren kam bald das Verständnis der Technik und später das Interesse an der Entwicklungsgeschichte des VeloSoleX hinzu.

Heute habe ich eine "petite collection" von einem Dutzend alten Velos, die sich so über die Jahre angesammelt haben. Ich habe keine ausgefallenen Modelle, alle meine Velos sind schwarz und man sieht, dass sie gefahren werden. Deshalb möchte ich mich auch nicht als Sammler bezeichnen - "top-restaurierte" VeloSoleX und Accessoirs zu Sammlerpreisen interessieren mich nicht weiter. Ich fahre einfach gern und freue mich über jedes VeloSoleX, das heute noch oder wieder im Straßenverkehr auftaucht. Ich scheue mich auch nicht vor Basteleien, wenn sie zu brauchbaren Ergebnissen führen wie mein BromptonSolex.

Ab und zu leiste ich, neben meinen Beiträgen im "Nasenwärmer" und im VeloSolex-Forum, auch einen praktischen Beitrag zur Pflege der VeloSoleX-Kultur:
In meinem Freundeskreis gibt es einige potentielle VeloSoleX-Fahrer/innen, denen oft nur ein bisschen Ermutigung, technische Unterstützung oder auch ein Versicherungskennzeichen (als Geburtstagsgeschenk) fehlt, und schon ist wieder eines der legendären Mofas auf die Straße gebracht.

Da ich sowieso fast täglich eines meiner Velos fahre, war mir der Reiz organisierter Ausfahrten lange nicht so recht nachvollziehbar. In kleinem Rahmen und mit einer überschaubaren Anzahl von Teilnehmern macht mir eine Ausfahrt immer noch am meisten Spaß. Im Frühjahr 2004 hatte ich eine Stadtrundfahrt durch Darmstadt mit dem VeloSoleX veranstaltet und seitdem habe ich an einigen Ausfahrten mit viel Spaß teilgenommen.

Im Somer 2006 habe ich mir spontan und ohne besondere Vorbereitung einen Traum erfüllt:

Ich habe mich auf mein Alltags-Solex gesetzt und bin durch ganz Frankreich bis an den Atlantik gefahren. Ich habe für die 1000 km nur dreieinhalb Tage gebraucht. Obwohl ich bis zu 350 km am Tag zurückgelegt habe, kam ich so entspannt wie nie und ohne irgendwelche körperliche oder technische Probleme an meinem Urlaubsort an.

http://velosolexatlantiktour.blogspot.com/


VeloSolex 3800 von 1979


(mit Bauteilen der deutschen Version vor 1973)
Für größere Ausfahrten, bei denen ich gerne ganz vorne dabei bin, nehme ich mein Alltags-Velo.
Es ist das einzige Fahrzeug meiner Sammlung, bei dem es mir nicht darauf ankommt, dass alles original ist. Mein 3800er ist ein französisches VeloSoleX aus der Motobecane-Produktion der späten 70er Jahre. Diese Baureihe zeichnet sich durch einen verbesserten Lackaufbau aus. (Mein erstes VeloSoleX von 1973 war mir regelrecht unter dem Hintern weggerostet).
Gleich nachdem ich das Motobecane-SoleX im Jahr 1980 neu gekauft hatte, wurde es auf den ULO-Scheinwerfer umgerüstet, so dass es wie ein deutsches VeloSoleX der frühen 70er Jahre aussah. Ich bezeichne dieses Fahrzeug immer noch als mein "neues" Velo, obwohl es (gemeinsam mit mir) inzwischen ein viertel Jahrhundert älter geworden ist...

VeloSolex 3300 von 1966

deutsche Version

Auf den ersten Blick ist dieses Velo das typische Studentenmofa der 68er Generation, wie es jeder kennt oder selbst mal besaß.
Wenn man genauer hinschaut, ist es aber eher ein 2200er V2 mit neuem eckigen Rahmen. Der Motor mit 45er Antriebsrolle, die schmalen Schutzbleche und der lange Spritzschutz am vorderen sind noch vom 2200er. Der Tank, ist zwar noch aus Blech, hat aber bereits die Form der späteren Plastiktanks ohne Ablassschraube. Der ULO-Scheinwerfer gehört noch zur ersten Generation mit dicker Streuscheibe und genieteter Halterung.
Mir ist keine ABE mit der Typenbezeichnung 3300 bekannt. Ich nehme an, dass bis zur Einführung des VeloSolex 3800 die ABE des Modells 1700 galt.

VeloSolex 2200 von 1963


die französische Version 2

Dieses fast neuwertige Fahrzeug habe ich 2005 auf dem Weg zu unserem Urlaubsort in der Bretagne gekauft. Nachdem es wahrscheinlich 40 Jahre seinen Dornröschenschlaf schlief, lief es im Urlaub ohne Probleme.

Beim VeloSoleX Typ 2200 ist die Zündkerze unter der Luftfilterhaube montiert, um den damals neuen Vorschriften für eine Funkentstörung gerecht zu werden.
Mit der Version 2 wurde der vom Typ 1700 stammende Daumengashebel abgeschafft. Das Gaswegnehmen war ab jetzt mit dem Bremshebel gekoppelt.

Mein VeloSoleX hat noch seinen Original-Händleraufkleber eines "Distributeur VeloSoleX" in Paris. Im Werkzeugkästchen fand sich eine Messlehre für den Elektrodenabstand der Zündkerze, die in den französischen Service Stationen erhältlich war.

VeloSolex 1700 von 1964

(das französische Modell 2200 für den deutschen Markt)

Die Typenbezeichnung VeloSoleX 1700 wurde in Deutschland mindestens bis 1964 verwendet, obwohl der Motor dieses Fahrzeugs natürlich ein 2200er ist.
Laut „Allgemeiner Betriebserlaubnis“ darf dieses VeloSoleX, wie seine Vorgänger, 30km/h fahren.

Mit seiner ersten Version des ULO-Scheinwerfers und dem seltenen ersten ULO-Rücklicht, einem zeitgenössichen Jerry-Baby-Zusatztank und einer neuwertigen Solex-Satteltasche ist dieses perfekt erhaltene Exemplar das einzige VeloSoleX meiner Sammlung, das zu schade zum Fahren ist. Unser Darmstädter VeloSoleX-Händler hat es mir vor mehr als 20 Jahren günstig angeboten und es steht seitdem, viel bewundert, in meiner Wohnung.
Gelegentlich wird es mal abgestaubt und die Reifen werden nachgepumpt.

VeloSolex 1700 von 1959


Das Typenschild besagt, dass es sich um ein Exemplar für den deutschen Markt "Made in France" handelt.

Ich habe dieses schön erhaltene Velo vor mehr als 10 Jahren spontan gekauft, als meine Schwester es bei ihrer Suche nach einem VeloSoleX fand. Ein 1700er kam für sie nicht in Frage, denn sie wollte wieder ein 3800er haben, wie sie es in ihrer Jugendzeit gefahren hatte.

Als Alltagsfahrzeug ist das Modell 1700 für meine 75kg schon grenzwertig, denn das zulässige Gesamtgewicht ist mit nur 105kg angegeben. Diese Begrenzung ist sicher nicht in der Stabilität des Rahmens begründet, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, dass der 1700er Motor eher für leichtgewichtige Personen konzipiert ist.
So ist eines meiner drei 1700er das Alltagsvelo meiner Lebensgefährtin geworden. (Man kann also Liebhaber runder und schlanker Formen zugleich sein...)

VeloSolex 1400 von 1959


Das letzte VeloSoleX-Modell ohne automatische Kupplung aus meiner bevorzugten Perspektive...
... der Perspektive des Fahrers.

Wer jemals ein VeloSoleX ohne Kupplung gefahren hat, schätzt das ruhige Tuckern und leise Schnurren dieser Motoren. Die große Übersetzung (45mm Rolle) zeigt natürlich im 1400er Motörchen ihre Schwächen (im wahrsten Sinne des Wortes), dennoch geht's auf der Geraden ordentlich voran.
Ohne Kupplung? Geht denn das im heutigen Straßenverkehr?
Kein Problem - der zum Anhalten abgewürgte Motor springt beim Antreten sofort wieder an, wenn er richtig eingestellt und gesund ist.
Das konstruktionsbedingte Abwürgen des Motors beim Anhalten kann man mit einem Trick vermeiden. Dank einer geringfügigen Manipulation kann ich den laufenden Motor an meinem 1400er ausrücken, so dass die Beleuchtung auch im Stand funktioniert.

Das Kunststoffmaterial der Abdeckungen des Motors hat leider eine Tendenz mit dem Altern zu schrumpfen.
Darum eignen sich die Modelle 660 bis 1400 nur schlecht für eine perfekte Restaurierung. Man sollte reparieren, so gut wie es eben geht, und versuchen, den Gesamteindruck eines alten, gebrauchten aber gepflegten Fahrzeugs zu erhalten.
Ein ovaler Aufkleber am Lichtmaschinendeckel meines VeloSoleX 1400 ist ein Beleg dafür, dass dieses VeloSoleX, auf Grund einer Gesetzesänderung im Jahr 1961, mit einem funkentstörten Zündkabel und Kerzenstecker nachgerüstet wurde.

VeloSolex 1010 von 1958


auf dem Teilemarkt der EUROSOLEXINE 2003 gesehen und gekauft (für 130 Euro!)

Bestandsaufnahme: Öldunst hat den Rahmen wunderbar konserviert. Der Sattel und die Chromteile sind erstaunlich gut, auch die Reifen taugen durchaus noch für ein paar tausend Kilometer. Motor und Rahmennummer belegen, dass beides auch so zusammengehört. Der kritische Lichtmaschinendeckel sieht aus wie neu. Im Tank kaum Spritrückstände und auch kein Rost. Kaum irgendwo Abnutzungsspuren, keine vermurksten Schrauben. Der Motor lässt sich durchdrehen.

Am Urlaubsziel in der Provence habe ich nur den Dreck behutsam entfernt, ein paar Kohlebröckchen durch die (schräge) Zündkerzenöffnung vorsichtig nach unten aus dem Krümmer gekitzelt und die Benzindüse mal durchgeblasen.
Das VeloSoleX 1010 kam ohne Weiteres in Gang und ich kam zu einem ungeahnten zusätzlichen Urlaubsvergnügen.

Für mich ist das Modell 1010 das VeloSoleX mit dem schönsten klassischen Erscheinungsbild überhaupt. Es hat den Rundrohrrahmen und die größeren Räder der älteren Modelle, fährt aber recht flott und kräftig durch seinen damals neuen "Cylindre à deux tranfers".

VeloSolex 660 von 1956


Das hatte mir gerade noch gefehlt...
...ein olles Velo auf einem Dillinger Dachboden, das einen neuen Besitzer suchte.

Aus dem ollen Velo wurde auch ohne Restaurierung wieder ein Schmuckstück:
Ich habe mit diesem Fahrzeug viele Erfahrungen gemacht - Erfahrungen, die man im
VeloSolexForum in meinen Beiträgen zum Solexikon nachlesen kann :
Entrosten der Rahmenteile, Sattelrestaurierung, Felgenreparatur, Motorüberholung, Tanksanierung...
...und dabei ist aus anfänglichem Mitleid eine Beziehung entstanden.

VeloSolex 330 von 1954


Jahrelanger Gebrauch hat an diesem Fahrzeug seine Spuren hinterlassen - Spuren, die aber durchaus etwas liebenswertes haben, wie zum Beispiel zeitgenössische Abziehbildchen von Minnie Mouse und Goofy auf Schutzblech und Rahmen (schon allein ein Grund, den Zustand der Lackierung zu akzeptieren, wie er nach mehr als 50 Jahren nun mal ist).

Technisch interessant an dieser 3. Version des Typs 330 ist der höhenverstellbare Scheinwerfer:
Dieser gleitet in schlitzförmigen Aussparungen des Motorabdeckblechs hoch und runter und lässt sich in der unteren Stellung einfach davon abnehmen. Sicher der Grund dafür, warum die Lampe an diesem Modell meistens fehlt.

Interessant ist auch de
r "guidon à suspension", ein gummigelagerter Lenker, der an meinem alten VeloSoleX als Luxus-Accessoir montiert ist.
Mein VeloSoleX 330 hat einen Motorschutzbügel von Jeanneret". In seiner schlichten Leichtmetall-Ausführung passt er sehr gut zu diesem Modell, weil er das Motörchen noch schmaler erscheinen lässt.

Mein VeloSoleX 330 in Aktion bei der Rheingauausfahrt 2005
Link klicken, um den Film zur Ausfahrt anzusehen!

VeloSolex 45cc von 1952


Le VeloSoleX de "Mon Oncle"
Dieses VeloSoleX war aus dem Fundus des Deutschen Fahrradmuseums ausgesondert worden. In Gesellschaft der seltenen Exponate dieses Museums hatte mein braves SoleX wirklich einen schweren Stand. Für mich persönlich ist dieses VeloSoleX aber doch etwas besonderes - nicht zuletzt weil Jacques Tati es in seinem Film "Mon Oncle" verewigt hat.
Es schließt wieder eine Lücke in meinem Fuhrpark von VeloSoleX-Modellen mit Rundrohr-Rahmen. Bestechend ist das "historische Ensemble":
Ein unberührter Originalzustand, der zur Spurensuche inspiriert. Der sehr gut erhaltene Sattel, kaum abgenutzte Pedale, zeitgenössische Satteltaschen mit unvergleichlicher Patina. In einer der Satteltaschen liegt ein zusammengeknülltes Zeitungsblatt von 1958. Alles spricht dafür, dass das VeloSoleX zu diesem Zeitpunkt mit geplatztem Reifen stehengelassen wurde. Mindestens 40 Jahre alterte es dann irgendwo still vor sich hin, bis es seinen Platz im Museum fand. Mit seinen 53 Jahren habe ich es dann endlich wieder auf die Straße gebracht.

VeloSolex 45cc von 1947


VeloSolex 45cc von 1947
dafür habe ich 3000 Francs bezahlt...
...aber dieses "Ur-Solex" durfte in meiner Sammlung nicht fehlen!

Selten findet sich ein VeloSolex der ersten Generation in einem solchen, quasi unberührten Originalzustand. Nur den gröbsten Schmutz habe ich behutsam entfernt, die typische Patina von mehr als einem halben Jahrhundert Gebrauch und Pflege blieb erhalten.
Am Zylinder habe ich nur die Schrauben des Deckels für die Überströmkanäle nachgezogen und der Motor lief!
An den verchromten Teilen und am Lack hat natürlich der Zahn der Zeit genagt. Trotzdem gibt es keine großflächigen Lackabplatzungen und die Linierung ist recht ordentlich erhalten. Die Reifen sind noch erstaunlich gut.

Wohl nicht eines der Bauteile dieses frühen Serienmodells findet noch am Modell 3800 Verwendung; selbst Montageteile, wie Schrauben, Muttern und Federn unterscheiden sich von den später verwendeten.

Einen Ständer gab es noch nicht. "La bicyclette à moteur SoleX" musste halt irgendwo angelehnt werden oder sich mit dem Pedal am Bordstein stützen.